Foto: Gerlitz

02.01.2019
Bürgermeister Johann Krichenbauer im pnp Interview

Der 55-jährige Johann Krichenbauer denkt noch lange nicht an den Ruhestand oder irgendwelche anderen Ziele, sondern wird im Jahr 2020 wieder als Gemeindeoberhaupt von Burgkirchen zur Verfügung stehen.

Darauf hat er sich jetzt imInterview mit dem Anzeiger festgelegt.
Bei Krichenbauer liegt der Sonderfall vor, dass seine Amtszeit von der Wahlperiode des Gemeinderates abweicht.

Bei der sechsjährigen Periode des kommunalen Selbstverwaltungsgremiums ist heuer Halbzeit. Durch den Tod von Bürger-meister Stephan Merz kam Krichenbauer bekanntlich im November 2012 ins Amt und brauchte sich im März 2014 nicht zur Wahl stellen.

So durchläuft der 55-Jährige ausnahmsweise eine „Super-Amtszeit“ von siebeneinhalb Jahren. In jeder Hinsicht also Zeit für eine Zwischenbilanz.

Welche Wahlversprechen, sei es persönlich oder von den Freien Wählern, haben Sie bisher erfüllt? Worauf sind Sie besonders stolz?
Bürgermeister Johann Krichenbauer:
„Besonders stolz bin ich darauf, dass sich das Selbstverständnis der Burgkirchner nach der unsäglichen Finanzkrise wieder gebessert hat. Mein Ziel war und ist es, Burgkirchen und damit den Bürgern eine positive Einstellung und Stimmung zu vermitteln. Und dies ist meines Erachtens bislang gelungen. Natürlich haben auch die sich verbessernden finanziellen Verhältnisse dazu beigetragen. Diese Verbesserungen sind auf eine bessere wirtschaftliche Gesamtsituation in der Industrie, aber auch den strikten Haushaltskonsolidierungskurs in der Gemeinde Burgkirchen zurückzuführen.
Daneben konnte viel erreicht werden. So wurde für den Bestand der Keltenhalle, ein ganz
zentrales Thema, eine tragfähige und sinnvolle Lösung gefunden. Kinderbetreuung und Schul-ausstattung konnten deutlich verbessert werden. Durch die Erweiterung unseres Gewerbe-gebietes konnten neue Firmen angesiedelt, Arbeitsplätze geschaffen und die Attraktivität der Gemeinde als Gewerbestandort gesteigert werden. Gleichzeitig konnte ein großes neues Wohn-baugebiet ausgewiesen werden und bestehende Baulücken wurden geschlossen.
Dies ist ein Beweis dafür, dass Burgkirchen als Wohnort attraktiv und gefragt ist. Ebenso ist es uns gelungen, Einzelhandelsbetriebe anzusiedeln und somit ebenfalls die Attraktivität zu steigern.
Das Bürgerzentrum hat durch ein gutes Management an Zuspruch gewonnen. Auch technisch konnte dort die längst gewünschte Klimatisierung realisiert werden. Große überregional beachtete Veranstaltungen finden regelmäßig statt. Aber auch unseren Vereinen steht das Bürgerzentrum gerne zur Verfügung. Weiterhin freut es mich, dass dringend notwendige Sanierungen, die in der Finanzkrise aufgeschoben wurden, nun Zug um Zug aufgeholt werden können. Die Liste der Dinge, die ich als sehr erfreulich für Burgkirchen erachte, wäre noch lang und würde den Rahmen sprengen.“

Die größten Herausforderungen für die Zukunft Burgkirchens in Ihren Augen?
„Burgkirchen steht im Wettbewerb mit den großen Städten im Landkreis. Und hier gilt es, dass sich Burgkirchen selbstbewusst behauptet. Praktische Herausforderungen sehe ich in der Verbesserung der Infrastruktur unseres Ortes. Sei es in der Verkehrsanbindung, ich denke hier an die Ortsumfahrung Pirach, aber auch an den Ausbau der Staatsstraße nach Hohenwart oder an die Breitband- und Mobilfunkversorgung.
Die Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen für unsere älteren Mitbürger sowie
moderne Möglichkeiten der Kinderbetreuung sind weitere Schwerpunkte für die Zukunft.

Woran möchten Sie in dieser Amtsperiode unbedingt noch arbeiten?
„Ein großes Anliegen ist es mir, dass wir in der Ortsmitte wieder ein Hotel bekommen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass eine Industriegemeinde unserer Größe und Bedeutung, immerhin sind wir nach Burghausen und Altötting die drittgrößte Gemeinde im Landkreis, für unsere Gäste keine adäquate Unterkunft zur Verfügung stellen können.
Gleichzeitig arbeite ich mit Nachdruck daran, dass verschiedene seniorengerechte Wohnangebote entstehen. Diese umfassen für mich betreutes Wohnen, Tagespflege, Tagesbetreuung und auch ambulant betreutes Wohnen. Für alle diese Projekte stehen die Vorzeichenderzeit sehr gut. Am wichtigsten ist mir jedoch, dass wir in Burgkirchen fried- und respektvoll miteinander umgehen, kommunizieren und miteinander wohnen. Dass wir uns die Achtung vor unseren Mitbürgern bewahren und wir uns dieser Verantwortung bewusst sind.“

Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die finanzielle Lage der Industriegemeinde? „Die finanzielle Lage der Gemeinde hat sich in den letzten Jahren wieder verbessert. Aufgrund unserer Abhängigkeit von den Gewerbesteuereinnahmen aus der Industrie befinden wir uns immer noch auf unsicherem Boden. Unsere großen Unternehmen werden alle aus dem Ausland, vorwiegend aus Amerika gesteuert. Leider gibt es deshalb seitens der Industrie nur geringes Interesse am finanziellen Wohlergehen unserer Gemeinde. Durch eine sparsame, auf Konsolidierung ausgelegte Finanz- und Haushaltspolitik ist es uns gelungen, einen nicht unbeachtlichen Grundstock an Rücklagen anzusammeln, um Krisensituationen, wie wir sie schon hatten, nicht bedingungslos ausgeliefert zu sein. Klar ist jedoch, dass wir finanziell vor großen Herausforderungen stehen. So müssen wir große Investitionen in unsere Infrastruktur wie Straßenbau, Wasserversorgung, Entwässerung usw. tätigen. Da wir die flächenmäßig zweitgrößte Gemeinde im Landkreis sind, sind diese Aufwendungen im Vergleich zu kompakteren Kommunen auch deutlich höher. Außerdem müssen wir in unsere Schulgebäude erheblich investieren. Dies alles zusammen bedeutet große Herausforderungen für die Zukunft.“

Welche Erwartungen, die Sie zu Beginn Ihrer Amtszeit als Gemeindeoberhaupt
hatten, haben sich erfüllt und welche nicht? Gab es Überraschungen, Enttäuschungen?
„Neugierig war meine Familie und ich, wie wir in Burgkirchen aufgenommen werden.
Und hier bin ich wirklich überrascht worden. Wir wurden mit großem Wohlwollen und mit großer Freundlichkeit und Herzlichkeit aufgenommen. Und dafür sind wir sehr dankbar.
Dass mich sehr viel Arbeit erwarten würde, das war meiner Familie und mir klar. Dass die Aufgabe jedoch so fordernd sein würde, haben wir dann doch etwas unterschätzt.
Die positive Stimmung in Burgkirchen und das Bewusstsein der Burgkirchner – Wir sind wieder da und wir sind selbstbewusst! – gleicht wieder sehr viel aus.“

Wie hat sich nach Ihrem Empfinden die Zusammenarbeit im Gemeinderat entwickelt?
„Die Zusammenarbeit war im alten und ist im jetzigen Gemeinderat geprägt von Sachlichkeit und Zielorientiertheit. Sie ist kollegial, wertschätzend und im Umgang sehr respektvoll. Parteipolitik hat nur eine untergeordnete Rolle, da sich alle Gemeinderatsmitglieder der Verantwortung für ihre Heimatgemeinde bewusst sind.“

Werden Sie im Jahr 2020 wieder für das Bürgermeisteramt kandidieren?
„Da ich noch sehr viele Ideen und Visionen für Burgkirchen habe, werde ich mich auch 2020 wieder für das Amt des Bürgermeisters bewerben. Für mich handelt es sich nicht nur um eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, sondern um eine erfüllende Berufung.“

Interview: Herbert Gerlitz